Neufert-Meisterbau | Pützerstraße 6
Als „scheußliches Ding“ wurde der 1951 von Ernst Neufert entworfene Meisterbau von einem Darmstädter Bürgermeister bezeichnet, für andere ist das frühere „Ledigenwohnheim“ ein Musterbeispiel für rationale Architektur. Ganz gleich, ob der Anblick des Trutzburg-artigen Bauwerkes Bewunderung oder Abneigung produziert – gleichgültig lässt die 1986 unter Denkmalschutz gestellte „Bullenburg“ niemanden.
Die Pläne für Neuferts Ledigenwohnheim wurden erstmals 1951 anlässlich der Ausstellung „Mensch und Raum“ in Darmstadt präsentiert. Neufert, Schüler des Bauhaus-Architekten Walter Gropius, hatte damals bereits eine Professur für Baukunst an der TU Darmstadt inne. Das ursprüngliche, für Kriegsheimkehrer und Junggesellen gedachte Mietshaus sah 131 kleine Appartements, acht 2- und 15 3-Zimmer-Wohnungen sowie ein Restaurant vor. Charakteristisch für Neuferts Meisterbau ist die kubische Form der ineinander verschachtelten, ungleich hohen Baukörper, aber auch die streng rationale Gliederung des Gebäudes. So sind die Appartements fast alle nach einem Grundschema geplant und minimalistisch eingerichtet. Besondere Sorgfalt verwendete Neufert auf die Gestaltung der markanten, aus dunklem Hartbrandstein bestehenden Fassade, deren Schlichtheit nur durch die bewusst in weiß abgesetzten Balkone sowie das verglaste Treppenhaus aufgelockert wird.
Da sich die winzigen Wohnungen immer schlechter vermieten ließen und die Technik nicht mehr modernen Standards entsprach, beschloss man den Umbau des Meisterbaus. Die Architekten, Ramona Buxbaum und Peter Karle, entwarfen dabei ein neues Raumkonzept, das auf einer kompletten Herauslösung des Innenlebens bei Erhaltung der denkmalgeschützten Bauteile basierte: Um Platz für größere Wohnungen zu gewinnen, hoben sie die zellenartige Einteilung auf und zogen Geschosse zusammen. Das Ergebnis sind 82, zum Teil über zwei Geschosse führende Wohnungen.
Fotos: © Eicken und Mack Fotoproduktion
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