Ensemble Rhön- / Spessartring

Schon nach dem Ersten Weltkrieg war Wohnraum im Darmstadt knapp. Um Wohnungen für weniger wohlhabende Schichten zu schaffen, entwarf der Darmstädter Stadtbaurat August Buxbaum ab 1921 eine öffentlich geförderte Wohnanlage im Geschosswohnungsbau. Ein Gegenentwurf zum bis dahin vorherrschenden Schlichtwohnungsbau. Die von Buxbaum konzipierte Anlage, ein für damalige Zeiten recht ehrgeiziges Projekt, erstreckt sich entlang der ehemaligen Odenwald-Bahn-Trasse von der Frankfurter bis zur Dieburger Straße. Sie prägt den Rhön- wie auch den Spessartring.

Obwohl es bei sich Buxbaums Wohnanlage um ein Großprojekt handelte, gelang es dem Architekten, dem Eindruck von Uniformität erfolgreich entgegenzuwirken. Buxbaum orientiert sich an den historistischen Fassaden auf der gegenüberliegenden Straßenseite und spielt mit klassizistischen Elementen. Auch sorgt er dadurch für Dynamik, dass er die Geschosshöhe der Häuser variiert. Sind im unteren Teil des Rhönrings noch eher schlichte dreigeschossige Bauten zu finden, so kombiniert sie Buxbaum im weiteren Verlauf der Straße mit viergeschossigen Gebäuden, bei denen er viel Sorgfalt auf einen dezenten – im öffentlichen Wohnungsbau dieser Zeit untypischen – Fassadenschmuck verwendet. Doch nicht nur horizontale Zierleisten, Gesimse, Rosetten, Fenstergiebel und Reliefskulpturen setzt Buxbaum geschickt ein, um für Abwechslung zu sorgen. Er nutzt auch die Fenster als Gestaltungs­element, baut hier und da Erker und Balkone, um die Häuserzeilen zu gliedern und gegeneinander abzusetzen.

Auffällig ist auch, dass bei vielen Blocks das zweite und dritte Geschoss mit Hilfe zweier Gesimsleisten zu einer Einheit zusammengefasst werden, während das vierte Geschoss optisch gestaucht wirkt. Wer den Rhön- und Spessartring entlang spaziert, sollte auf den schönen, zum Teil allegorischen Reliefschmuck achten.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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